Publik-Forum 7/2022
Opfer bringen
Der Krieg, Karfreitag und die Osterhoffnung
Liebe Leserin, lieber Leser,
beim Aufräumen ist mir die Osterausgabe von 2020 in die Hände gefallen. Das Heft erschien auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle. Nudeln und Toilettenpapier waren Mangelware und wurden rationiert. Heute ist es Sonnenblumenöl. Wir haben damals das Osterheft unter den Titel gestellt: »Der Sinnlosigkeit widerstehen«. Heute müsste man ergänzen: »… und der Brutalität!« Die Bilder aus dem ukrainischen Butscha zeigen (wieder einmal), zu welch sinnloser Grausamkeit Menschen fähig sind, zumal im Krieg. Aber wie kann man dem Sog der Gewalt widerstehen? Ist es überhaupt möglich?
Viele Beiträge in diesem Heft spiegeln diese Frage. Im Theologie-Ressort geht es um Opfer und Opferbereitschaft, um gefährliche Narrative, die sich damit verbinden. Und um die Frage, wie Mahatma Gandhi und Simone Weil Opfer und Gewaltfreiheit zusammendenken (Seite 30). Im Interview befragen wir den Mennoniten-Pastor Benjamin Isaak-Krauß über die Wirkung des gewaltfreien Widerstands (Seite 36). Der Theologe Jürgen Ebach schreibt sehr persönlich und doch wissenschaftlich fundiert über die Hoffnung auf Auferstehung (Seite 33).
Von Erich Kästner stammt der Satz: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.« Es ist ebenso wahr wie tröstlich, dass es eine riesige Hilfsbereitschaft gibt. Wird sie sich verstetigen? Und lassen sich aus dem Umgang mit Geflüchteten aus der Ukraine positive Schlüsse für künftige Fluchtbewegungen ziehen? Das versucht Nana Gerritzen in »Dariys Weg« zu beantworten (Seite 12). Und Barbara Tambour hat fünf Tipps zusammengestellt, wie man als Laie traumatisierten Flüchtlingen helfen kann (Seite 50).
Friede ist ein Werk der Gerechtigkeit, heißt es beim Propheten Jesaja. Aber was, wenn die Gerechtigkeit ausbleibt? Bleibt dann nur Verbitterung oder Rache? Anne Strotmann hat sich im Jüdischen Museum Frankfurt die Ausstellung »Rache – Geschichte und Fantasie« angeschaut und interessante Pointen herausgearbeitet (Seite 48).
Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, Beiträge zu versammeln, die Mut machen, der Sinnlosigkeit und der Brutalität zu widerstehen, und so etwas österlichen Glanz verbreiten. Die nächste Ausgabe von Publik-Forum erscheint erst am 29. April. Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben erholsame Feiertage und trotz allem ein hoffnungsfrohes Osterfest
Michael Schrom
Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
Bestellnummer: 2207