Einfach unterwegs
Publik-Forum 14/2022

Einfach unterwegs

Reisen, ohne die Welt zu zerstören

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit mehr als zehn Jahren besitze ich kein Auto mehr. Ich fahre Rad, Bus und Bahn; brauche ich doch mal einen Wagen, gibt es Carsharing. Mir fällt der Verzicht leicht: Ich lebe in der Großstadt mit gutem S- und U-Bahn-Netz und muss keine kleinen Kinder mehr vom Flötenunterricht zum nächsten Geburtstag chauffieren. Ich habe ein schönes Rad und genieße morgens und abends die – je nach Ampelglück – 35 oder 40 Minuten an der frischen Luft. Ich freue mich über die Zeit, in der mich niemand anrufen kann. Aber ist das dann überhaupt noch ein Verzicht, wenn es so gar nicht weh tut? Oder doch Heuchelei im Angesicht der Weltkrisen, wenn ich bedenke, dass ich ansonsten bestenfalls Teilzeitasket bin? Ich habe mit einem Experten übers Verzichten geredet, mit Peter Wunsch, einem so klugen wie beeindruckenden Mann, der als Eremit in der Großstadt lebt (Seite 30). So viel kann ich verraten: Verzichten darf, ja, soll Freude machen.

Auch unsere Titelgeschichte erzählt vom Verzicht als Gewinn: Markus Wanzeck ist von Hamburg über Hannover und Freiburg nach Wien und dann zurück nach Hamburg gereist, zu Fuß, mit der Bahn und dem Bus, zu Menschen, die ihm erzählt haben, wie das geht: zu reisen, ohne die Welt zu zerstören, die man doch erkunden und begreifen möchte (Seite 12). Wer sich reduziert, findet das Wesentliche, lautet seine Erkenntnis. Wer langsamer wird, entdeckt mehr. Und wer nicht der Illusion erliegt, die Faszination des Unterwegsseins lasse sich nur in den hinteren Winkeln dieser Welt erleben, der findet das Reiseglück kurz hinter Hannover.

Wie gut und menschenwürdig leben, wenn man alt wird, die Kräfte nicht mehr ausreichen, um einen eigenen Haushalt zu führen? Eine Frage, der man sich nicht erst im Alter stellen sollte. Constanze Bandowski hat einen Bauernhof besucht, auf dem acht ältere Menschen wohnen; der tägliche Umgang mit den Tieren, die Arbeit auf dem Hof, die Gemeinschaft, das alles hält sie fit. Eine gute Alternative zu einem herkömmlichen Altenheim. (Seite 44)

Kommen Sie gut durch diesen heißen Sommer! Von der Krebsmühle, dem Publik-Forum-Verlagsgebäude, geht der Blick in einen beängstigend trockenen Taunus. Nein: Verzichten ist kein Selbstzweck.

Eine inspirierende Lektüre wünscht Ihnen
Matthias Drobinski

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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