Publik-Forum 16/2022
Wider die billige Einheit
Der Weltkirchenrat als Forum des notwendigen Streits
Liebe Leserin, lieber Leser,
ehrlich gesagt: Es ärgert mich, wie wenig die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in unseren Medien und in unseren Kirchen bisher eine Rolle spielt. Der ÖRK ist einer der größten christlichen Weltbünde mit 352 Mitgliedskirchen, die über eine halbe Milliarde Menschen repräsentieren. Die Vollversammlung mit Menschen aus 120 Ländern trifft sich zum ersten Mal in Deutschland – und in den evangelischen Kirchen scheint, so hat es eine Gesprächspartnerin mir gesagt, der Kirchentag im nächsten Jahr wichtiger zu sein. Sind wir so provinziell? Und auch die katholischen Christinnen und Christen, wiewohl ihre Kirche nicht Mitglied im Weltkirchenrat ist, könnten mit Interesse auf die Vollversammlung schauen: Kann man hier doch lernen, wie Synodalität funktioniert, wenn am Ende nicht ein Papst entscheidet, sondern miteinander um einen Konsens gerungen werden muss. Also: Ich freue mich, nächste Woche in Karlsruhe eine weltweite Kirche zu erleben und für Sie zu berichten – auf publik-forum.de und in der nächsten Ausgabe. Worüber der Weltkirchenrat in diesem Jahr sprechen und vor allem auch streiten muss, erfahren Sie auf den Seiten 30 bis 36.
Noch etwas ärgert mich: Dass die Gasumlage so geräuschlos in der Sommerpause beschlossen wird und ausgerechnet von vielen Schwächeren Solidarität verlangt wird. Warum ist eine Übergewinnsteuer, die starke Schultern belastet und die in anderen europäischen Ländern verabschiedet worden ist, bei uns nicht umsetzbar? Diesen Ärger teile ich mit meiner Kollegin Nana Gerritzen (Seite 10). Und unser ehemaliger Chefredakteur Wolfgang Kessler zeigt konstruktiv, wie es seine Art ist, dass es kein Hexenwerk ist, andere wirtschaftspolitische Weichen zu stellen (Seiten 12 bis 15).
Aber damit Sie, liebe Leserinnen und Leser, nicht nur mit meinem Ärger in das Heft starten: Wirklich gefreut habe ich mich über das Interview mit der Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie, die erklärt, warum ein Happy End wichtig ist: »Das macht immer Mut. Wenn es vorher Schwierigkeiten gab und die sind am Ende behoben, dann bestärkt das.« Wenn Sie also gestärkt in das neue Heft starten wollen, dann beginnen Sie auf den Seiten 44 bis 48.
Viele Anregungen beim Lesen wünscht Ihnen
Christoph Fleischmann
Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
Bestellnummer: 2216