Publik-Forum 20/2022
Neue Helden?
Das schwierige Verhältnis der Deutschen zur Bundeswehr
Liebe Leserin, lieber Leser,
Reisen verändert. Das erlebe ich bei meinem Sohn, der gerade von einer 12-tägigen Studienfahrt nach Griechenland mit 40 Oberstufenschülern zurückgekehrt ist – seine erste lange Reise ohne Eltern. Das erlebte auch Publik-Forum-Mitarbeiterin Ulrike Scheffer, als sie vor fast 20 Jahren Entwicklungsprojekte in Afghanistan besuchte. Dabei war sie auch mit einer Patrouille der Bundeswehr rund um Kabul unterwegs, ihr erster Kontakt mit Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz. Viele weitere folgten. Über die Erfahrungen dieser Frauen und Männer hat sie ein Buch geschrieben, »Operation Heimkehr«. Bundeswehrangehörige beklagen darin das Desinteresse der Gesellschaft an ihren Erfahrungen mit dem Krieg und dem Töten. Seit dem 24. Februar ändert sich das: Ulrike Scheffer beobachtet mehr Interesse an der Bundeswehr, mehr Wertschätzung von Soldatinnen und Soldaten (Seite 12). Aber wie sieht es mit dem Verhältnis der an Frieden gewohnten Gesellschaft zur militärischen Gewalt aus?
Nach Estland und Lettland, an die Ostgrenze der EU, ist Matthias Drobinski gereist. Unter den vielen Begegnungen mit Politikern, Ordensfrauen, Sozialarbeiterinnen und Bischöfen hat ihn eine in Tallin besonders berührt: Ein aus dem Donbass stammender ukrainischer Künstler malt, was Menschen aus seiner alten Heimat ihm erzählt haben. Geschichten von Menschen und Tieren, gemalt in Schwarz-Weiß, nur das Blut ist rot. »Geschichten wunderbarer Rettungen in der Zeit der Verzweiflung«, schreibt Matthias Drobinski. Begeben Sie sich mit ihm auf die Reise ins Baltikum ab Seite 30.
An Romanen schätze ich, dass sie mich beim Lesen mitnehmen in mir fremde Welten und Lebensentwürfe. Zur Frankfurter Buchmesse laden wir Sie ein zu einer Reise durch das junge Genre der Climate Fiction. Thomas Hummitzsch stellt Romane vor, die von Menschen in der Klimakrise handeln, und gibt Lesetipps. Er ist überzeugt, dass wir solche Geschichten brauchen, um die Klimakrise zu verstehen, »weil erst Fiktionen uns den Ernst der Lage spüren lassen«, wie er ab Seite 44 schreibt.
Ihnen eine gute Lektüre-Reise durch dieses Heft!
Barbara Tambour
Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
Bestellnummer: 2220