Ungehorsam
Publik-Forum 21/2022

Ungehorsam

Muss Klimaprotest radikal sein?

Liebe Leserin, lieber Leser,

Klimaaktivisten, die sich »Letzte Generation« nennen, haben jüngst ein Gemälde von Claude Monet in einem Potsdamer Museum mit Kartoffelbrei bespritzt. Auch wenn das durch eine Glasscheibe geschützte Bild nicht irreparabel beschädigt wurde, war der Aufschrei groß. Seit Anfang des Jahres kleben sich Aktivisten der Gruppe auf Straßen, bespritzen Kunstwerke und dringen in Regierungsgebäude ein, um die Regierenden zum Handeln in der Klimakrise zu zwingen. Wie weit darf Klimaprotest, wie weit muss er gehen? Für die Reportage »Um jeden Preis« (Seite 12) habe ich drei Aktivistinnen der Letzten Generation kennengelernt, habe Eika Jacob, die auch auf dem Titel dieser Ausgabe zu sehen ist, ihre 16-jährige Tochter Ronja und Kirchenmusikerin Sonja Manderbach in ihrem Oldenburger Alltag und bei Blockaden auf den Straßen Berlins begleitet.

Ums Klima geht es auch in »Wo ist die Kirche in der Zukunft der Welt« (Seite 30). Jürgen Manemann, katholischer Theologe und Schüler von Johann Baptist Metz, mahnt, dass die Kirche eine bedeutendere Rolle im Bemühen um mehr Klimaschutz spielen sollte. Als Institution sei sie heute mehr von Sentimentalität als von Sensibilität geprägt. Dabei müsste der besorgniserregende Zustand der Welt eigentlich die »Mitleidenschaft« der Christen wecken. »Wir haben vergessen, dass im Zentrum des Christentums die Welt steht und dass die Erde ein Lebenshaus ist, das heute im wahrsten Sinne des Wortes brennt«, schreibt er.

Um eine gänzlich andere Form eines sich wandelnden gesellschaftlichen Klimas geht es in »Was in der Welt klingen muss« (Seite 50). Der evangelische Theologe Thorsten Dietz bespricht den Roman »Blutbuch«, der mit dem diesjährigen Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden ist. Die Erzählfigur in dem Roman identifiziert sich, ebenso wie Autor:in Kim de L’Horizon, weder als Mann noch als Frau. Aber wie schreibt man von etwas, das die übliche Sprache sprengt? Das Buch möge für den einen tröstlich, für den anderen überfordernd sein, in jedem Fall sei es »ein wilder Ritt durch Jugenderinnerungen, Großmutter- und Muttergeschichte, Sex und Baumkunde«, schreibt Dietz.

Eine den Horizont erweiternde Lektüre wünscht Ihnen

Nana Gerritzen

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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