Von Natur aus gerecht?
Publik-Forum 22/2022

Von Natur aus gerecht?

Ein Streitgespräch über Klima, Armut und die Würde des Menschen

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Das ist ungerecht!« Der Satz gehört zu den Top Ten der häufigsten Äußerungen am Familientisch. Man kann der Klage Abhilfe verschaffen, indem man Spaghettisauce nachschöpft, Schokolade nach Rippchen verteilt oder Chipsportionen auf der Küchenwaage abmisst. Schwieriger wird es bei nichtmateriellen Fragen: zum Beispiel, wer wie lange aufbleiben darf. Und sobald es ins Grundsätzliche geht, wird es fast unmöglich. Die ungerechte Verteilung von Reichtum, Bildung und Ressourcen schreit zum Himmel. Kein Wunder, dass die Propheten Gott als Sonne der Gerechtigkeit herbeisehnten. Aber woher kommt es, dass wir überhaupt eine Vorstellung von Gerechtigkeit haben? Ist das ein evolutionäres Erbe, das uns mit den Tieren verbindet, oder eine Eigenschaft, die wir durch Erziehung und im gesellschaftlichen Diskurs erwerben müssen? Und wie organisiert man Gerechtigkeit über Grenzen und Völker hinweg? Über die verschiedenen Sphären der Gerechtigkeit und die Schlussfolgerungen für unser Zusammenleben diskutieren die Philosophin Angela Kallhoff und der Arzt, Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler Christian Thielscher ab Seite 30.

Gerechte Gesetze zu erlassen ist die vornehmste Aufgabe von Staaten. Dazu gehört – zumindest in demokratischen Ländern – eine kluge Balance zwischen Respekt vor der Freiheit des Einzelnen und dem Erlassen von Vorschriften. Diese Balance, so beobachtet Constantin Wißmann in seinem Essay (ab Seite 12), ist durch Corona, Krieg und Klimakatastrophe zumindest gefährdet. Übernimmt sich der Staat in seiner Fürsorge? Ist er überhaupt ein Weltverbesserungsinstrument? Wenn ja, müsste er angesichts der Klimakrise dann nicht sogar über viel mehr Möglichkeiten verfügen?

Ans Herz legen möchte ich Ihnen die Erinnerung an die jüdische Philosophin Margarete Susman, die vor 150 Jahren geboren wurde. Von ihr wäre zu lernen, »dass gerade nicht die Maßgeblichen, der Norm Entsprechenden den Kern des Universalismus repräsentieren, sondern – die anderen«, schreibt Antje Schrupp in ihrer Annäherung (ab Seite 44).

Während dieses Heft gedruckt wird, sind die deutschen katholischen Bischöfe in Rom. Im Vorfeld haben wir den Kirchenhistoriker Hubert Wolf nach seinen Einschätzungen befragt (Seite 38), über Ergebnisse berichten wir auf unserer Homepage und im nächsten Heft. Viel Spaß beim Lesen.

Michael Schrom

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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