Gott ist demokratisch

Gott ist demokratisch

Das Christentum und seine Rolle im Staat

Liebe Leserin, lieber Leser,

bei der Krönung von König Charles III. konnte alle Welt ungläubig bestaunen, wie tief die Verbindung von Kirche und Königtum immer noch ist. Die Salbung mit Öl, das eigens aus Jerusalem herbeigeschafft worden ist, schlägt eine Verbindung zu den Königen des Alten Testaments. Die ganze Liturgie lief darauf hinaus, den britischen König als Gesalbten Gottes darzustellen. Die »Modernisierungen«, die das Ritual inklusiver gestalten und der pluralen Gesellschaft Großbritanniens Rechnung tragen sollten, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass in diesem Gottesdienst die jahrhundertelange Idee vom Gottesgnadentum als Legitimation weltlicher Herrschaft reinszeniert wurde. Dabei hat das Christentum ein starkes demokratisches Potenzial, auch wenn die Demokratie gegen die Kirchen erkämpft werden musste. Worin dieses Potenzial besteht und warum das Christentum oft unter seinen Möglichkeiten geblieben ist – darüber haben wir mit dem Philosophen Otfried Höffe gesprochen (Seite 12).

In dieser Ausgabe erinnern wir an die Anfänge der deutschen Demokratie, an das erste Parlament, das von Revolutionärinnen und Revolutionären 1848 erkämpft worden ist und sich in der Frankfurter Paulskirche zusammenfand. Heribert Prantl würdigt die ersten Demokraten, die das Recht erstritten, sich frei zu versammeln und zu demonstrieren (ab Seite 20). Und wir werfen einen Blick auf Demokratien, die heute aus unterschiedlichen Gründen gefährdet sind. Im Gespräch mit Anne Strotmann und Matthias Drobinski erläutert Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, die Situation in Israel und nimmt Stellung zu dem aufgeheizten deutschen Diskurs (Seite 24). Der Journalist Cem Sey zeichnet ein Stimmungsbild der türkischen Gesellschaft vor der Wahl (Seite 28). Es zeigt sich: Die Sehnsucht nach dem »starken Mann« oder der »starken Frau« ist oft religiös motiviert.

Dass Rassismus jedes demokratische Gemeinwesen vergiftet, ist ein Allgemeinplatz. Wie aber umgehen mit rassistischen Spuren in populären Kinderbüchern aus früheren Epochen? Im Kulturressort schreiben Eltern, welche Lösungen sie gefunden haben. Eine lesenswerte Sammlung, kuratiert nach dem demokratischen Ideal, wonach verschiedene Argumente den Diskurs beleben (Seite 50).

Eine anregende Lektüre wünscht

Michael Schrom

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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