Menschlich bleiben

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Die neue deutsche Flüchtlingsfeindschaft löst keine Probleme

Liebe Leserin, lieber Leser, Berlin, wo ich lebe, ist eine von Brandenburg umgebene Insel. Auch deshalb habe ich besonders besorgt auf die Landtagswahlen geschaut. Angesichts der derzeitigen Stimmung im Land ist es besser gelaufen, als ich zu hoffen gewagt habe: Die AfD ist – wenn auch sehr knapp – immerhin nicht stärkste Kraft geworden. Auf ihrer Wahlparty hat es die Partei sich dennoch nicht nehmen lassen, einmal mehr zu zeigen, was sie will: Vor laufenden Pressekameras wurden Schilder mit der Aufschrift »Millionenfach abschieben« hochgehalten und das Lied »Das geht ab« der Band »Die Atzen« so umgedichtet, dass es hieß: »Wir schieben sie alle ab.« Die AfD-Führung stuft das als unproblematisch ein.

Der Ruf nach mehr Abschiebungen und einer restriktiveren Asylpolitik kommt nicht nur aus dem Lager der extremen Rechten. Spätestens seit dem Attentat von Solingen hat sich etwas verschoben im Land. Aus Angela Merkels »Wir schaffen das« ist innerhalb der vergangenen neun Jahre die »nationale Notlage« geworden, die CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz ausgerufen sehen möchte, um Geflüchtete an den Grenzen zurückweisen zu können. Doch löst die neue deutsche Flüchtlingsfeindschaft wirklich Probleme? Antworten darauf suchen wir in unserer Titelgeschichte auf Seite 12.

Wie wichtig und schwierig es ist, auch im ärgsten Konflikt miteinander im Gespräch zu bleiben, beschreibt Claudia Mende in ihrem Beitrag über den interreligiösen Dialog in Deutschland nach dem 7. Oktober (Seite 34). Der Wunsch nach Austausch zwischen den Glaubensgemeinschaften habe zwar zugenommen. Doch es wurden auch Aktivitäten abgesagt, weil es zu Missverständnissen und gegenseitigen Vorwürfen kam.

Zu einem Perspektivwechsel lädt unser Autor Martin Hecht ein. In Zeiten, in denen sich viele immer mehr zurückziehen und neue Zäune errichtet werden, singt er ein Loblied auf die Gastfreundschaft (Seite 44). Darin rät er, sich zu fragen: Was täte mir gut, wenn ich in der Rolle desjenigen wäre, der von weit her kommt und sich der Welt aussetzt, in der ich heute lebe?

Ich wünsche Ihnen eine den Horizont erweiternde Lektüre!

Nana Gerritzen

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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