Publik-Forum 11/2023
Das heilige Event
Sind Taufe und Trauung »to go« die Zukunft der Kirche?
Liebe Leserin, lieber Leser,
23 Menschen haben sich am Ostersonntag in der Berliner Genezarethkirche taufen lassen – neun von ihnen spontan. Ohne Anmeldung sind sie hingekommen, haben eine bunt geschmückte Kirche vorgefunden und mehrere Pastorinnen und Pastoren, die schon auf sie warteten. Getauft werden, das war an diesem Tag etwa so kompliziert wie ein schnelles Mittagessen in Neukölln.Fehlt da nicht was?, fragen manche. Wo bleibt die Vorbereitungszeit, wo bleibt die zugehörige Gemeinde, das Familienfest, das mit einer Taufe verbunden ist?
Die Organisatorinnen des Taufevents sind überzeugt, dass die evangelische Kirche viele Menschen erreichen kann, wenn sie sich auf deren Bedürfnisse einlässt. Alte Rituale sollen modernisiert und damit zugänglicher werden. Ich habe das Team des Berliner Segensbüros und die Hamburger Ritualagentur St. Moment bei der Arbeit begleitet und Pfarrerinnen und Pfarrer getroffen, die voller Ideen sind und viel Neues ausprobieren. Doch manche in der evangelischen Kirche halten die neuen Formate und das dahinterliegende Verständnis von Segen für unausgereift – oder schlicht für den falschen Weg. Die Reportage und das Interview zum Thema lesen Sie ab Seite 12.
Wie die evangelische Kirche in Zukunft aussehen könnte, darüber wird in diesen Tagen beim Kirchentag in Nürnberg diskutiert. Auch das Thema Krieg und Frieden spielt dort eine große Rolle, während Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine weitergeht. Mein Kollege Christoph Fleischmann plädiert dafür, sich die Kriterien des gerechten Krieges genauer anzusehen und sich für eine Verhandlungslösung starkzumachen (Seite 34).
Natürlich schauen wir in diesem Heft auch wieder auf weiter entfernte Weltregionen. Knut Henkel war in Brasilien unterwegs, wo Landlose im Bundesstaat Bahia für ihre Rechte kämpfen. Sie wollen, dass Ackerland endlich gerecht verteilt wird (Seite 30).
Und im Ressort Leben & Kultur können Sie die Künstlerin Doris Salcedo entdecken, die mit ihrer Arbeit auch die gewaltvolle Geschichte ihres Heimatlandes Kolumbien thematisiert (Seite 44).
Eine anregende Lektüre wünscht
Judith Bauer
Verlag: Publik-Forum
; 64 Seiten
Bestellnummer: 14411