Lasst mich werden, wer ich bin

Lasst mich werden, wer ich bin

Transidente Jugendliche und das neue Selbstbestimmungsgesetz

Liebe Leserin, lieber Leser,

bisher habe ich immer etwas belustigt meine Kollegin gefragt, wenn es um die korrekte Bezeichnung von Menschen mit einer besonderen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität ging. »Wie muss ich das politisch korrekt schreiben?« Inzwischen ist mir das peinlich. Man kann das ja auch mal lernen und dann Bescheid wissen – gelegentliche Fehler eingeschlossen. Peinlich ist mir das, seit ich am Tisch der mosaiQ*-Wohngruppe der Evangelischen Jugendhilfe Bochum gesessen und zwei trans Jugendlichen zugehört habe. Dort ist mir klar geworden: Es geht nicht um Sprachpolizei, sondern um Menschen, die mitgemeint sind oder eben nicht. Wer den zwei beeindruckend klaren jungen Leuten zuhört, deren Großwerden nicht einfach ist, der möchte ihnen doch Liebe und Verständnis vermitteln. Das fängt mit einer inklusiven Sprache an (Seite 12).

Und noch etwas hat mich dort bewegt: Da schaffen Menschen unter dem weiten Dach meiner Kirche einen geschützten Raum für trans Jugendliche. Toll, was Kirche manchmal möglich macht. Ähnlich ist es beim Kirchenasyl. Seit 40 Jahren werden die alten Gesten der Gastfreundschaft geübt gegenüber Fremden in Not. Trotz all der konkreten Schwierigkeiten, von denen unser Chefredakteur Matthias Drobinski berichtet (Seite 24): So ist Kirche doch ein Hoffnungszeichen. Gottes Haus hat viele Wohnungen.

Hoffnungszeichen sind auch die vielen Tiere in der Stadt. Ich dachte immer: Der arme Fuchs in Köln muss aus Not in den hiesigen Mülleimern nach Essen suchen. Aber unser Autor Josef H. Reichholf erklärt, dass die Stadt als Lebensraum für Tiere besser ist als ihr Ruf – vorausgesetzt, es bleiben genug Flächen, die nicht zubetoniert werden (Seite 44).

Aber klar, wir Journalisten finden auch im hoffnungsvollen Aufbruch die Fragezeichen; das gehört zu unserer Profession: Die Kollegin Ulrike Scheffer berichtet über die Rückgabe der Benin-Bronzen. Eigentlich eine gute Sache, aber Nachfahren von versklavten Menschen sagen nun: Das alte Königreich Benin hat unsere Vorfahren für jene Bronze verkauft, aus denen die Kunstwerke geschaffen wurden. Wem also sollen die alten Kulturschätze gehören (Seite 48)?

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Christoph Fleischmann

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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