Ihr könnt mir nix

Ihr könnt mir nix

Der Fall Aiwanger zeigt, wie der Populismus triumphiert

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich liebe Bayern. Die Berge, die Seen, die Kühe auf den Almen – und natürlich und vor allem die Menschen. Ein bisschen eigensinniger als anderswo, aber im Granteln steckt Seelenwärme, im vergröbernden Dialekt Lebensweisheit, und wen sie mal ins Herz geschlossen haben, den lassen sie nicht wieder raus. Mehr als 20 Jahre habe ich in München gelebt (wobei echte Bayern sagen, dass München nicht das echte Bayern ist); meine Kinder sind Münchner Kindl.

Vielleicht empört mich deshalb Hubert Aiwangers Populismus so, der empathiefreie Umgang des stellvertretenden Ministerpräsidenten des Freistaats mit dem antisemitischen Flugblatt, das sich einst in seinem Schulranzen fand. Weil er beansprucht, ein Land zu vertreten, von dem ich weiß, dass es bei allem Konservatismus vielfältiger und toleranter ist, als Aiwanger behauptet. Weil ich sehe, dass dieser Populismus trotzdem verfängt. Welche Gefahr das für ganz Deutschland bedeutet, versuche ich ab Seite 12 auszuleuchten.

Seit Ende August absolviert Louis Berger ein Praktikum in der Redaktion. Er ist Volontär des katholischen Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) und arbeitet bei der Stabsstelle Kommunikation des Erzbistums Freiburg. Einige Leserinnen und Leser dürften ihn als engagierten Kommentator in den Sozialen Medien kennen. Er berichtet in dieser Ausgabe vom Sant’Egidio-Friedenskongress in Berlin. Sein Fazit: Den selbstgestellten hohen Ansprüchen wurde das Treffen nicht gerecht (Seite 36).

Junge Kolleginnen und Kollegen wie Louis Berger und unsere Volontärin Marie Lou Steinig sind wichtig für Publik-Forum. Sie bringen ihre Perspektiven in die Debatten ein, stellen infrage, was wir immer schon so gemacht haben, weiten unseren Horizont: »Aha, so seht Ihr die Sache!« Eine gute Gelegenheit, mal Danke dafür zu sagen.

Was es sonst gibt im Heft? Ein Interview mit dem japanischen Autor Kohei Saito (Seite 20): Kann es einen grünen Marxismus geben? Eine bewegende Geschichte über ein Pfarrerehepaar, das ihren drogenkranken Sohn verloren hat (Seite 30). Und Antje Schrupp geht der Frage nach, ob das Patriarchat begann, als das Mammut ausstarb (Seite 44). Eine inspirierende Lektüre wünscht

Matthias Drobinski

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
Bestellnummer: 4418
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