Was läuft falsch im Vatikan?

Was läuft falsch im Vatikan?

Der Jesuit Hans Zollner über mangelnden Aufklärungswillen bei sexuellem Missbrauch

Liebe Leserin, lieber Leser,

es schüttete in Strömen, als wir den Jesuiten und Psychotherapeuten Hans Zollner in seiner Heimatstadt Regensburg besuchten. Zweieinhalb Stunden sprachen wir mit ihm über seine Erfahrungen beim Aufbau des Kinderschutzzentrums in Rom und seine Enttäuschungen in der päpstlichen Kinderschutzkommission, die er im Frühjahr verlassen hat. Deutlich wurde dabei: Wenn es nicht zu einem Mentalitätswechsel kommt und ordentliche, transparente Verfahren eingeführt werden, kann der Missbrauch nicht bekämpft werden. Wenn ich den Bischöfen aus aller Welt, die in diesen Tagen zur Synode nach Rom kommen, eine Lektüre ans Herz legen dürfte, würde ich ihnen das Interview mit Pater Zollner empfehlen. Es beginnt auf Seite 12.

Auch die deutschen Bischöfe haben sich auf die Weltsynode eingestimmt, in einem Tagungshaus mitten im Wald. Einen Bericht von der Vollversammlung in Wiesbaden finden Sie auf Seite 42, dazu auch einen Kommentar von Louis Berger auf Seite 11.

Im Niederschlag der Nachrichten, die nicht selten im schrillen Tonfall auf uns einprasseln, ist die Tragödie der Armenier in Bergkarabach oft nur eine Randnotiz. Unsere Autorin Katja Dorothea Buck hat gute Kontakte in die Region und interessiert sich schon lange für das Schicksal der dort lebenden Christen. Ihren Bericht lesen Sie ab Seite 32.

Diese Ausgabe hat aber nicht nur schwere Kost im Gepäck. Sie macht auch Vorschläge, wie es besser gehen könnte. Wolfgang Kessler hat sich die Rentensysteme in Österreich, der Schweiz und Schweden genauer angeschaut und mit dem deutschen Modell verglichen. Sein Fazit: Man könnte einiges von den Nachbarn lernen (Seite 28).

Auch Krankenhäuser müssten nicht so deprimierend gesichtslos und furchteinflößend aussehen. Architektur kann Heilungsprozesse unterstützen, wie die Bilderstrecke ab Seite 46 anschaulich zeigt.

Und wir erinnern an den Poeten Khalil Gibran (Seite 40) und die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff (Seite 44), die mit ihren Worten die Herzen von Millionen Menschen bewegt haben – und deren Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart reicht.

Natürlich: Änderungen kommen nicht von selbst und auch nicht über Nacht. Es braucht einen langen Atem und Hoffnungspunkte. Aber bisweilen brechen sie durch wie schüchterne Sonnenstrahlen nach einem langen Regen.

Michael Schrom

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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