Verletzlichkeit ernst nehmen

Verletzlichkeit ernst nehmen

Für eine Medizin, die den Menschen sieht

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn ich zu meiner Hausärztin gehe, fragt sie mich immer, wie es mir geht, nach meiner Familie und wie es auf der Arbeit läuft – auch wenn ich nur wegen eines hartnäckigen Hustens gekommen bin. Glücklicherweise war ich noch nie schwer krank, aber ich bin sicher, dass ich mich bei ihr gut aufgehoben fühlen würde. Viele meiner Freunde und Kolleginnen schwärmen von Ärzten, die trotz Zeitnot ihre Patienten ernst nehmen. Doch natürlich gibt es auch andere Erfahrungen. Um die geht es in unserem Titelinterview. Der Medizinethiker Giovanni Maio kritisiert, dass die Medizin den Menschen oft als reparaturbedürftige Maschine behandelt. Und plädiert stattdessen für eine Ethik, die die Verletzlichkeit eines jeden Menschen im Blick behält (Seite 12).

Was für eine Erschütterung Kranksein bedeuten kann, das zeigt Barbara Tambour ganz konkret in ihrer Recherche zu Long Covid. 500 000 Menschen in Deutschland leiden unter schweren Folgen einer Corona-Erkrankung. Doch oft glauben Ärzte ihnen nicht. Und geben Ratschläge, die alles nur noch schlimmer machen (Seite 20).

Für ein ganzheitlicheres Menschenbild sind auch einst die historischen Romantiker eingetreten. Nachdem die Aufklärung den Himmel leergefegt hatte, wollten sie den Menschen zu mehr Resonanz in der Welt verhelfen. Heute scheint das Romantische nur noch in »Schwundstufen« vorhanden zu sein. Kein Wunder, dass meine Kollegen witzelten, ich solle der Romantikexpertin zum Interview für meinen Artikel Blumen, Kerzen und eine Flasche Wein mitbringen. Das habe ich zwar aus Gründen der Professionalität nicht getan (sorry, liebe Frau Middelhoff), aber sie hat mir trotzdem erzählt, was die Romantik ausmacht. Und ob ein romantischeres Naturverständnis angesichts der ökologischen Krisen dieser Zeit helfen könnte (Seite 46).

Der Theologe Hans-Joachim Höhn hingegen verlässt sich lieber auf den autonomen Gebrauch der praktischen Vernunft, denn die könne uns genauso sagen, dass wir aufhören müssen, die Natur als ausbeutbare Ressource zu begreifen. Ab Seite 32 spricht Höhn über seine Theologie und darüber, wie unsere »Fernbeziehung mit Gott« gelingen kann. Gute Resonanzerfahrungen mit dieser Ausgabe wünscht Ihnen

Anne Strotmann

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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