Mythos Marathon

Mythos Marathon

Der Lauf als Spiegel des Lebens

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn Menschen mir erzählen, wie gern sie sehr lange und möglichst schnell laufen, dann gucke ich sie immer ein wenig staunend an. Ich bin kein Sportmuffel, ich boxe und spiele Fußball, aber Jogging? Ich habe es oft probiert, aber das berühmte »Runners High« habe ich nie erreicht. Ich fand es ­immer nur langweilig und anstrengend. Was soll daran so faszinierend sein? Hans-Joachim Höhn ist emeritierter Theologieprofessor und leidenschaftlicher Marathonläufer. Er erläutert es so: Beim Marathon erlebt ein Mensch am eigenen Leib alles, was im Leben an großen Gefühlen zu haben ist. Als Einstimmung auf die Olympischen Spiele beschreibt er dies eindrücklich in seiner Titelgeschichte. Vielleicht sollte ich die Laufschuhe doch noch einmal schnüren.

Große Gefühle erleben wir auch vor, während und nach der Geburt eines Kindes. Als unsere Autorin Helen Hecker hörte, dass ihr Kind wahrscheinlich mit dem Downsyndrom zur Welt kommen würde, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Neun von zehn Frauen entscheiden sich in diesem Fall für einen Abbruch. Hecker nicht. Es war die beste Entscheidung ihres Lebens, schreibt sie. Ihr Sohn habe zwar ein ­Extrachromosom, sei aber kerngesund »und unser Sonnenschein«. Warum sie sich eine bessere Aufklärung und mehr Empathie wünscht, lesen Sie auf Seite 44.

Vor zwei Jahren klebten sich Eika Jacob und ihre damals 16-jährige Tochter Ronja mit Sekundenkleber auf die Straße. Beide machten bei zahlreichen Aktionen der Gruppe »Letzte Generation« mit, die das Land in Atem hielt. Ist der zivile Ungehorsam angemessener Protest gegen die allgemeine Untätigkeit im Angesicht des Klimawandels? Oder Nötigung von Mitmenschen? Meine Kollegin Nana Gerritzen hat das Mutter-Tochter-Paar damals begleitet – und sie jetzt wieder getroffen, vor Gericht und bei weiteren Aktionen mit der Klimagruppe. Sie traf auf eine Frau, die sich auch nach Gerichtsprozessen nicht von ihrem Kurs abbringen lassen will. Sie wolle ihren Kindern nicht irgendwann sagen müssen: »Es tut mir leid, dass meine Generation es nicht geschafft hat.« Auch ihre Tochter macht weiter, verbrannte jüngst ihr Zeugnis vor Schloss Bellevue (Seite 20).

Ich wünsche Ihnen eine erhellende Lektüre!

Constantin Wißmann

Verlag: Publik-Forum; 64 Seiten
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