Publik-Forum print 14/2025
Bach, mein täglich Brot?
Die Schriftstellerin Carola Moosbach über Trauma und Trost
Liebe Leserin, lieber Leser,
Johann Sebastian Bach saß sonntags immer mit am Frühstückstisch – und er hat mich genervt. Denn während im Radio die Bach-Kantaten liefen, durften wir nicht reden; und erst recht nicht bei der Absage, die mein Vater genau verfolgte, um daraufhin zu erklären, dass dieser oder jener Interpret es gut oder schlecht gemacht habe. Bach war Bildungsbürgerkram für mich, dem ich mich als Teenager entzogen habe. Leider. Zu spät erst habe ich gemerkt, dass mein Vater, als Kind im Krieg traumatisiert, in Bachs Musik irgendeinen Trost gefunden hat. Als er, alt und krank, ins Bett begleitet werden musste, war der letzte Handgriff, ihm die Kopfhörer aufzusetzen: Die Musik begleitete ihn in den Schlaf; meistens war es Bach. Deswegen habe ich mich so über den anrührenden Text der Kölner Schriftstellerin Carola Moosbach gefreut, die uns in ihre Bach-Erfahrung mitnimmt und erklärt, was das für ein Trost ist, den man angesichts von Trauma und Schmerz in Bachs Musik finden kann (Seite 12).
Dass ich mich über den Text gefreut habe, schreibe ich nicht nur, weil es sich im Editorial so gehört, alle Texte toll zu finden. Es gibt auch andere Texte, zum Beispiel den über den »smarten Wald« (Seite 22). Der fordert mich heraus mit seiner Beschreibung moderner Aufforstungstechniken. Find ich spannend und zugleich weiß ich nicht, ob das stimmt: Dass der Fortschritt der Technik, der erst den Wald gefressen hat, ihn jetzt retten kann? Da wüsste ich gern, was Sie davon halten. Ich bearbeite immer gern unsere Leserbriefseiten (Seite 62): Da melden Sie sich nicht nur engagiert, sondern auch kompetent zu Wort. Was werden Sie zum Wald wissen?
Durch die guten Kontakte unseres neuen Kollegen Paul Kreiner konnten wir die Reporterin Natalie Mayroth für dieses Heft gewinnen, die bei den Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag des Dalai Lama in Dharamsala dabei war (Seite 36). So bekommen wir einen sehr nahen Einblick in das, was die tibetischen Buddhisten bewegt – und darüber hinaus auch die internationale Politik. Denn die Nachfolge des religiösen Oberhauptes ist längst ein Politikum geworden.
So hoffe ich, dass wir eine Mischung aus berührenden und herausfordernden Themen für dies Heft gefunden haben, und wünsche eine anregende Lektüre
Christoph Fleisichmann
Verlag: Publik-Forum
Bestellnummer: 20034