Publik-Forum 21/2025
Wir wollen nicht untergehen
Vor der Klimakonferenz: Worauf es jetzt ankommt
Liebe Leserin, lieber Leser,
Blauer Himmel und blaues Meer, weißer Sandstrand, Palmen – als wir die Bilder für unseren Titel auswählten, dachte ich sofort: Da möchte ich hin! Den Herbst vergessen, die Hängematte aufhängen, im klaren Wasser schweben; Samoa – eine Trauminsel. Joe Moeono-Kolio würde da gar nicht widersprechen. Aber er hat Daniela Ordowski und Ulrike Scheffer auch eine andere Geschichte erzählt: Dort, wo sein Vater noch Rugby spielte, den Nationalsport Samoas, schwappt jetzt das Meer. Es überspült die Insel immer weiter. Es sieht so aus, als würde Samoa allmählich verschwinden, mit dem Land die Kultur, und als würden die Menschen von dort nach irgendwohin verstreut. Die Katastrophe verbirgt sich hinter Paradiesbildern. Vielleicht fällt es uns auch deshalb oft schwer, die Dramatik der Klimakrise zu begreifen.
Joe Moeono-Kolio möchte sich nicht mit dem Untergang abfinden, dem seiner Insel und dem der Welt, wie wir sie kennen. Deswegen reist er zur Weltklimakonferenz, die am 10. November im brasilianischen Belém beginnt, auch wenn er dort keine entscheidenden Beschlüsse im Kampf gegen die Erderwärmung erwartet. In einem beeindruckenden Interview erzählt er, warum er gerade als Christ die Hoffnung nicht aufgibt, dass diese Erde zu retten ist (Seite 12). Unser Autor Philipp Lichterbeck war vor der Konferenz in Brasilien unterwegs, wo der Soja-Anbau immer weiter in die Gebiete der indigenen Völker vordringt. (Seite 16). Christoph Fleischmann schließlich beschäftigt sich mit der Debatte, ob global wichtige Gebiete wie der Regenwald »planetarische Gemeingüter« werden sollen. Viel Lesestoff – aber gerade jetzt wichtig, da Leugner der Erderhitzung wie Donald Trump das Thema von der Tagesordnung der Welt drängen wollen.
Christoph Fleischmann hat sich auch mit der Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland befasst, die ebenfalls am 10. November erscheinen soll. Das Fazit seiner Vorab-Recherche: Kritisches zu Zeitenwende und Aufrüstung ist dort bestenfalls in feiner Dosierung zu erwarten (Seite 34). Wahrhaft erhellend liest sich Andreas Püttmanns Analyse der »Stadtbild«-Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz: Es braucht jetzt den Protest der antifaschistischen Christdemokratie, um den Rechtstrend in der Union aufzuhalten, schreibt er (Seite 24).
Eine anregende Lektüre wünscht
Matthias Drobinski
Verlag: Publik-Forum
Bestellnummer: 20041